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Stadtbaumkonzept

Stadt- und Straßenbäume im Klimawandel

Das Jenaer Stadtbaumkonzept „Stadt- und Straßenbäume im Klimawandel“ ist ein Produkt des Verstetigungsprozesses der Jenaer Klimaanpassungsstrategie JenKAS, die gemäß Stadtratsbeschluss vom 15.05.2013 in den Fachplanungen der Akteure und Entscheidungsträger zu berücksichtigen ist.

Die Stadt Jena will durch eine klima- und standortgerechte Baumartenwahl auf einen auch unter den zukünftigen Bedingungen des Klimawandels vitalen und funktionalen Baumbestand hinwirken. Im Stadtbaumkonzept wurden räumlich konkrete Baumartenempfehlungen erarbeitet - unter Berücksichtigung zukünftiger klimatischer Bedingungen, standörtlicher Gegebenheiten und gestalterischer Kriterien.

Städte profitieren von Bäumen

Städte profitieren von Bäumen auf unterschiedliche Weise. Wichtige Funktionen sind unter anderem die Aufwertung des Stadtbildes (Ästhetik), die Verbesserung des Mikroklimas (Lufthygiene), das Spenden von Schatten und Verdunstungskühlung als Beitrag zum Wohlbefinden (Klimakomfort). Stadt- und insbesondere Straßenbäume sind jedoch zum Teil extremen Bedingungen ausgesetzt, die kaum mit denen in Wäldern oder in der offenen Landschaft vergleichbar sind. In der Stadt sind sie häufig mit Trockenstress, Luftverschmutzung, Streusalz, verdichteten Böden und vielen anderen Stressfaktoren konfrontiert, weshalb sie zumeist kaum die Hälfte ihrer potenziellen Altersspanne ausschöpfen können.

Probleme aufgrund der veränderten Verhältnisse im Klimawandel

Durch die Auswirkungen des Klimawandels (z. B. steigende Wärmebelastung und zunehmende Trockenheit) verschlechtern sich diese ohnehin ungünstigen Standortbedingungen zusätzlich. Einige bewährte Baumarten lassen heute bereits deutliche Probleme aufgrund der veränderten Verhältnisse im Klimawandel erkennen. Deshalb muss vorgesorgt werden, damit sie auch in Zukunft ihre vielfältigen wichtigen Funktionen (Ökosystemdienstleistungen) erfüllen können.

2 Abbildungen nebeneinander, die mehrere Bäume in einem Park zeigen
Abb.: Die Bedeutung von Stadtbäumen als kühlende und beschattende Elemente, Klimakomfort im Stadtpark Jena-Paradies

 

Planungs- und Entscheidungshilfe

In den Jahren 2014 bis 2016 wurde innerhalb des JenKAS-Verstetigungsprozesses ein Stadt- und Straßenbaumkonzept erarbeitet, das als Planungs- und Entscheidungshilfe aufzeigt, wie der städtische Baumbestand vital und somit funktional erhalten werden kann – und dies trotz der direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels.

Klimataugliche Baumartenauswahl

Der Einfluss des Klimawandels ist als ein zentrales Element in die Konzeption integriert worden, um im Stadtgebiet von Jena auf eine Anpassung des Baumbestandes unter zukünftigen Bedingungen hinwirken zu können. Vorliegendes Konzept ist hilfreich, eine für den jeweiligen Standort geeignete und klimataugliche Baumartenauswahl zu treffen, somit Kosten für Bewässerung, Pflege und auch durch Ersatzpflanzungen einzusparen und aufgrund des erhöhten CO2-Bindungsvermögens vitaler, langlebiger Stadtbäume einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Die Realisierung des Konzepes erfolgte im Auftrag des Dezernats für Stadtentwicklung und Umwelt mit Unterstützung des Thüringer Institutes für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK GmbH, Jena) und in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas Roloff als Leiter der Professur für Forstbotanik an der TU Dresden.

Zugleich bereicherte das UFZ -Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig mit wissenschaftlichen Kenntnissen den gesamten Erarbeitungsprozesses. Bei Fragestellungen zu gestalterischen und raumstrukturellen Aspekten unterstützte der Freie Garten-und Landschaftsarchitekt Ulrich Boock (Jena).

An den regelmäßigen Arbeitstreffen während der anderthalbjährigen Bearbeitungszeit beteiligten sich zudem zahlreiche engagierte Vertreter der Stadtverwaltung (Stadtentwicklung und Grünplanung, Umwelt-und Naturschutz, Denkmalschutz), des Kommunalservice (Baumpflege) und der Stadtwerke.

Standortparameter

Der methodische Grundgedanke des vorliegenden Konzeptes war es, alle relevanten Standortparameter für Stadt- bzw. Straßenbäume gesamt-tädtisch zu erheben, darzustellen, mit einem Geographischen Informationssystem (GIS) miteinander zu verschneiden und mittels einer Cluster-Analyse verschiedene Teilgebiete (Standorttypen) mit jeweils ähnlichen Standort- bzw. Lebensbedingungen innerhalb des Jenaer Stadtgebietes zu identifizieren.

Klimatische Parameter

Dabei erhalten die Auswirkungen des Klimawandels dadurch Gewicht, dass die klimatischen Parameter (Temperatur, Klimatische Wasserbilanz und Wind), die in die Analyse eingehen, auf der Grundlage von Klimaprojektionen für einen zukünftigen Zeitraum (Klimaperiode 2071 bis 2100) regionalisiert werden.

Neben den Standortparametern wurden außerdem raumplanerisch-gestalterischer Kriterien auf der Grundlage des Gestaltungshandbuchs der Stadt Jena berücksichtigt.

Raumtypenkarte

In einer Raumtypenkarte erfolgt die Differenzierung von Raumtypen für die Auswahl von Baumarten unter klimatisch-standörtlichen und gestalterischen Gesichtspunkten. So konnten insgesamt zehn Raumtypen im Jenaer Stadtgebiet abgeleitet werden, die ganz unterschiedliche Anforderungen an das Stadtgrün stellen. In einigen Raumtypen ist z. B. mit einer deutlichen Verschlechterung des Wasserangebots (Klimatische Wasserbilanz) für Pflanzen (z. B. Jena-Nord), in anderen mit einem erhöhten Hitzestress (z. B. Jena-Altstadt) zu rechnen. 

Auswahl klimatauglicher Baumarten

Die Auswahl klimatauglicher Baumarten erfolgte hinsichtlich Trockenstreßtoleranz und Winterhärte einzelner Baumarten. Darüber hinaus wurde eine umfassende  Recherche zu wichtigen Standorteigenschaften und Einflussgrößen (z.B. Immissionen, Bodenkontaminationen, Versiegelung) sowie Komponenten ästhetischer Wirkung (z. B. Wuchsformen oder Blattfarben) betrieben, auf der eine Priorisierung  der einzelnen Baumarten hinsichtlich ihrer Eignung für die unterschiedlichen Raumtypen aufbauen konnte.

Im Weiteren reichert die baumbiologische Expertise von Prof. Dr. Roloff zur Thematik „Verwendung  nichtheimischer Baumarten als Straßenbäume“ die Konzeption an. In diesem Zusammenhang ist auch der Beitrag zum Umgang mit Baumarten mit invasivem Potenzial als wichtiger Bestandteil der konzeptionellen Arbeit zu sehen.

Das Ergebnis sind verschiedene konkret anwendbare Produkte, die eine Entscheidungshilfe zur Auswahl bei Neupflanzungen von Stadt- und Straßenbäumen geben.

Baumartenempfehlungsliste

Die Baumartenempfehlungsliste ist ein zentrales Ergebnis des Konzeptes. Darin werden ca. 160 empfohlene, für Jena geeignete Baumarten aufgeführt . Der Übersichtlichkeit halber sind einige Angaben zu Habitus, Ökologie, Zierwert und Besonderheiten durch Symbole illustriert, die in einer separaten Übersichtstabelle im Konzept erläutert werden.

35 Modellstraßen-Steckbriefe

Weiterhin wurden 35 Modellstraßen-Steckbriefe für ausgewählte Straßenräume der Stadt Jena ausgearbeitet, in denen Baumarten vorgeschlagen werden, die den künftigen klimatischen, standörtlichen sowie gestalterischen Kriterien und Ansprüchen im jeweils konkreten Straßenraum Rechnung tragen.

30 Baumartenportraits

Im Rahmen von 30 Baumartenportraits erfolgte aus ca. 160 Baumartenempfehlungen zudem eine Auswahl von Baumarten, die für die  zukünftigen  klimatischen Bedingungen geeignet  sind.  In den  Portraits  werden die Baumarten näher vorgestellt und abgebildet

Projektbericht

Der zusammenfassende Projektbericht „Stadt- und Straßenbäume im Klimawandel – Stadtbaumkonzept zur nachhaltigen Sicherung und Entwicklung des Baumbestandes in Jena“ rundet das Ergebnis ab. Dieser ist als Broschüre im Rahmen der Reihe „Schriften zur Stadtentwicklung“ erschienen und wird somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Beschluss des Jenaer Stadtrates

Das Konzept "Stadt- und Straßenbäume im Klimawandel" wurde durch Beschluss des Jenaer Stadtrates am 27.04.2016 als kommunale Leitlinie und Handlungsgrundlage für Fachplanungen bestätigt.

Thüringer Umweltpreis 2015

Durch die Prämierung mit dem „Thüringer Umweltpreis 2015“ des Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz für die Konzeptidee und methodische Herangehensweise des Auftragnehmers ThINK (Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz) erreichte das Konzept im November 2015 thüringenweite Bekanntheit.

Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2016"

Diese Anerkennung wurde bereichert durch die am 28.11.2016 erfolgte Preisvergabe an die Stadt Jena im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2016“ für die Koordinierung und Umsetzung des Stadtbaumkonzeptes in der Kategorie „Klimaanpassung in Kommunen“. Durch die Auszeichnung bei dem vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik ausgeschrieben Wettbewerb wird dem Stadtbaumkonzept eine besondere Würdigung und Wertschätzung zuteil.