Urban Gardening

Als Ausgangspunkt der neuen „Urban-Gardening“-Bewegung können die sogenannten „community gardens“ (deutsch: Gemeinschaftsgärten) angesehen werden, welche sich in den 1970er Jahren zunächst in New York gründeten. Daraufhin folgte in den nächsten Jahrzehnten eine weltweite Ausbreitung, so dass auch Deutschland zahlreiche Projekte vorweisen kann.

Die Bewegung zielt dabei darauf ab, den Menschen die Natur und die dazugehörigen Prozesse wieder näher zu bringen, aber auch den Gemeinschaftsgedanken zu fördern. Neben den Gemeinschaftsgärten zählen auch Nachbarschaftsgärten und interkulturelle Gärten zu dieser Bewegung.

Auch in Jena hat das Gärtnern in der Stadt ohne eigenen Garten Einzug gehalten.

Hierzu hat sich eine Veranstaltungsreihe entwickelt bei der sich jeweils im Frühjahr und Herbst eines Jahres alle Initiativen und Interessierte treffen und austauschen können.

Am 06.10.2015 fand im Großen Glashaus an der Lichtenhainer Brücke das erste Vernetzungstreffen statt. Alle Initiativen, Vertreter aus Verwaltung und Politik sowie alle interessierten „Gärtner“ waren eingeladen und das Interesse war groß.

Der Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt, Denis Peisker, eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass das städtische Gärtnern die Möglichkeit für Naturerfahrung und für Begegnung in der Gemeinschaft fördert. Außerdem ermöglicht es ein Engagement für den Stadtteil, wobei praktische Lernorte für Kinder entstehen und neue Impulse das Zusammenleben in der Stadt bereichern.

In einem Input-Vortrag berichtete die Urban Gardening Forscherin und Aktivistin, Jenny Lay-Kumar, aus Waldkirch von Projekten in anderen Städten. Dabei wurden Erfolge aber auch Hemmnisse und Möglichkeiten der Unterstützung durch die Kommune vorgestellt.

Anschließend führte Roland Bischof vom Freiraum Jena e. V. zu den Jenaer Aktivitäten über. Die einzelnen Initiativen – Essbare Stadt Jena, Stadtteilgarten Winzerla, Volksgarten Jena, Interkultureller Garten „Buntes Gemüse“ und Pflanzhaus e. V. - stellten sich vor und berichteten eindrucksvoll von ihren Projekten. Auch wurden Wünsche an die Stadtverwaltung übergeben, die Herr Peisker zum Teil bereits erfüllen konnte.

Im anschließenden Gespräch war Jenny Lay-Kumar von der Aktivitäten in Jena sehr angetan und merkte an, dass hier schon sehr viel läuft.

Die Moderation an diesem Abend übernahm der Landschaftsarchitekt, Wolfram Stock, aus Jena.

Nach interessanten Vorträgen und anregender Diskussion fand der Abend bei guten Gesprächen am Kamin seinen Ausklang.

Am 21.03 2016 fand das nächste Treffen gleichzeitig mit einer Samen- und Jungpflanzentauschaktion statt.

Am 24.10.2016 klang das Gartenjahr mit einem Rück- und Ausblick und bei einer guten Suppe aus.

Eine neue Form des „Urban Gardening“ zeigt sich in der Inititative „Essbare Stadt“, welche sich Anfang 2014 auch in Jena gründete. Die Jenaer Gruppe besteht aus engagierten Menschen, die sich mit den Themen der Stadtpartizipation und der Umwelt beschäftigt. Der Initiative geht es vorrangig um das Gärtnern an sich, aber auch um die Auseinandersetzung der BürgerInnen mit der Idee des Gärtnerns. Dabei sollen die BürgerInnen für natürliche Prozesse, wie Herkunft und Regionalität von Lebensmitteln, wieder sensibilisiert werden. Städtische Grün- und Brachflächen werden hierbei in essbare Beete umgewandelt, wobei diese jedem offen stehen, egal ob sich im Vorfeld um die Beete gekümmert wurde oder nicht.

In der Vergangenheit wurden in Jena einige Flächen bewirtschaftet. So wurde zum Beispiel eine Fläche bei der Bushaltestelle „Am Steiger“ bearbeitet und eine weitere Fläche direkt neben dem Stadtverwaltungsgebäude „Am Anger 26“. Neben Blumen wurden auf letzterer Fläche schon verschiedene Gemüsesorten, wie Topinambur, Mangold und Kartoffeln angebaut. Die Initiative erhielt hierbei u. a. Unterstützung vom Volksgarten Jena.

Beide Flächen wurden jedoch aufgegeben und werden nicht mehr bewirtschaftet.

 

Lange haben die Jenaer Urban-Gardening-Initiativen sich einen Lasten-Fahrradanhänger gewünscht. Jetzt ist er da: Am 31.07.2017 haben Umweltministerin Anja Siegesmund und Denis Peisker, Dezernent für Umwelt und Stadtentwicklung der Stadt Jena, das Anhänger-Modell Carla-Cargo übergeben.

Warum ein Lastenanhänger nötig wurde

Die Initiativen, zu denen die Essbare Stadt, das Repariercafe, das Paradieschen (Wurzelwerke), Foodsharing, das Umweltreferat der FSU, der Stadtteilgarten Winzerla, der Abenteuerspielplatz, das Jeninchen und die Offenen Gärten Jena gehören, hatten sich in ihrem Herbsttreffen für die Anschaffung eines solchen Lastenanhängers ausgesprochen. Schließlich sind die zu bewirtschaftenden Flächen und Hochbeete der Initiativen im gesamten Stadtgebiet verteilt und die erforderlichen Transporte von Arbeitsmitteln, Pflanzen, Erde und größeren Mengen von Obst und Gemüse gestalteten sich bisher schwierig beziehungsweise waren nicht durchzuführen.

Besonders nachhaltige Investition

Die Investition ist aber nicht nur praktisch, sondern auch besonders nachhaltig. "Durch die Vermeidung von Transporten mit einem Auto wird weniger CO2 freigesetzt und ein positiver Beitrag zum Stadtklima geleistet. Da sich die Initiativen diesen Anhänger teilen, wird neben der Einsparung von Emissionen auch der Platzbedarf für das Abstellen verschiedener Fahrzeuge reduziert. Deshalb haben wir die Anschaffung des Anhängers unterstützt”, sagte Dezernent Denis Peisker.